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Digitalisierung auf Gran Canaria

Spanien als auch Gran Canaria sind im europäischen Vergleich echte Vorreiter in Sachen Digitalisierung, wichtige Voraussetzungen und politische Entscheidungen haben dazu beigetragen.

2003 wurden die Zertifikate für Privatpersonen und juristische Personen eingeführt, eine kleine Datei, mit der man sich bei Verwaltung, Behörden und Ämtern als eine bestimmte Person/Firma identifizieren kann. Damals wurde dem keine große Bedeutung beigemessen, das Internet war noch für viele Neuland und keiner wusste so recht von den Vorteilen, die sich eines Tages daraus ergeben würden. Mit den Zertifikaten wurde der Grundstein für die Digitalisierung des ganzen Landes gelegt.

2010 entschied der damalige Vorstand vom größten spanischen Telefonkonzern Telefónica die alten Zöpfe mit den veralteten Kupferleitungen abzuschneiden und in Zukunft auf Glasfaser bis in die Haushalte zu setzen. Stand des Index für digitale Wirtschaft und Gesellschaft (DESI) für das Jahr 2022 besitzen 89 % der spanischen Haushalte bereits einen Glasfaseranschluss, der EU-Durchschnitt liegt bei 50 %.

72 % der Haushalte haben einen Internetanschluss mit einer Geschwindigkeit von 100 Mbit/s oder mehr. Nehmen wir mal Deutschland zum Vergleich: 15 % der Haushalte haben gerade einmal einen Glasfaseranschluss und nur 29 % der Haushalte erreichen eine Internetgeschwindigkeit von mindestens 100 Mbit/s. (Siehe dazu Spain in the Digital Economy and Society Index, sowie Germany in the Digital Economy and Society Index)

Die Kanaren sind mit verschiedenen Seekabeln an das Internet angeschlossen:

ACE: Kapazität von 20 Tbit/s

ATLANTIS-2: Kapazität von 160 Gbit/s

Pencan-6: keine Angaben zur Kapazität

Pencan-7: keine Angaben zur Kapazität

Pencan-8: Kapazität von 5,12 Tbit/s

Pencan-9: keine Angaben zur Kapazität

Canalink: Kapazität von 5,12 Tbit/s

SAT-3/WASC: Kapazität schwankt zwischen den einzelnen Knotenpunkten, Gesamtlänge von 28.800 km.


Aktuell wird noch eine weitere Anbindung mit dem Unterseekabel 2Africa realisiert, das 2023/2024 in Betrieb genommen werden soll. Mit einer finalen Länge von 45.000 km wird 2Africa das längste Unterseekabel sein, dass jemals verlegt wurde. Das Kabel wird mit 46 Stationen, 33 Länder in Afrika, Asien und Europa verbinden. Die Kapazität wird 180 Tbit/s betragen, insgesamt werden durch dieses Kabel 3 Milliarden Menschen vernetzt.

Zwischen den einzelnen Kanarischen Inseln liegen noch mehrere Kabel zur Vernetzung und Anbindung der Inseln an andere Knotenpunkte.

Der spanische Verwaltungsapparat hatte keinen guten Ruf, war die Verwaltung doch ineffizient und die Bürokratie hoch. (Man kennt es ja auch aus Deutschland usw.).
Das bessert sich zunehmend, dank der Zertifikate kann man sämtliche behördliche Angelegenheiten bequem von zu Hause aus erledigen. Die Zertifikate werden von verschiedenen Anbietern ausgestellt, am häufigsten werden Zertifikate genutzt, die von der Nationalen Währungs- und Briefmarkenfabrik (Fábrica Nacional de Moneda y Trimbre – Real Casa de la Moneda, FNMT-RCM) ausgestellt wurden. Kenner der Serie "Haus des Geldes" / Netflix sollten die FNMT noch vor Augen haben, handelt die Serie doch von dem Einbruch in die FNMT. ;-)

Jeder volljährige spanische Staatsbürger oder Ausländer, der im Besitz einer DNI oder NIE-Nummer ist, kann sein digitales Zertifikat kostenlos beantragen und erhalten, um seine Identität sicher im Internet zu bestätigen.

Das Zertifikat erhält man recht einfach, im Internet stellt man den Antrag zur Erteilung eines Zertifikats, anschließend geht man zu einer zugelassenen Regierungsstelle (Finanzamt, Seguridad Social usw.), bestätigt seine Identität und erhält dann nach der Verifizierung das digitale Zertifikat zur Installation per E-Mail zugesandt.

Nach der Installation des Zertifikats auf dem Rechner kann man sich nun bei allen Behörden damit eindeutig identifizieren und alle behördlichen Dinge nun bequem von zu Hause aus erledigen. Sie können eine Meldebescheinigung anfordern, beim Finanzamt Steuerzertifikate einholen, die Kontodaten für KFZ-Steuer oder für die Grundsteuer ändern, eine Ummeldung eines Autos vornehmen (übringens, da ein Fahrzeug in Spanien sein Kennzeichen für die gesamte Lebensdauer behält, muss auch kein neues Kennzeichen besorgt werden) oder die anfallende Steuer für ein Paket entrichten. Selbst das Gesundheitssystem ist mittlerweile digital, so können Sie beispielsweise Ihre ganze Krankenhistorie einsehen, Untersuchungsergebnisse ansehen sowie Termine vereinbaren.

Der größte Vorteil liegt in der Effizienz: Meldet man sich mit seinem persönlichen Zertifikat an und benötigt ein Dokument der Behörde so erhält man das benötigte Dokument sofort!

Im Registro Electrónico General (allgemeines elektronisches Register) kann man an jede erdenkliche Stelle seine Frage/Anfrage senden und erhält innerhalb weniger Tage eine Antwort. Während man u. a. in Deutschland noch weiterhin auf Fax-Geräte, Telefonate oder persönliche Präsenz bei Anliegen setzt, lebt in Spanien die Digitalisierung.

Ein aktuelles, persönliches Beispiel aus der Praxis:
Da die kanarische Regierung ein Förderprogramm zur Installation von Photovoltaikanlagen ins Leben gerufen hat und ich aktuell eine Photovoltaikanlage auf dem Dach unseres Hauses installieren lasse, musste ich die entsprechende Förderung beantragen. Zur der Beantragung steht natürlich auch der herkömmliche Weg direkt in den Büros des "Gobierno de Canarias" zur Verfügung, aber bequemer und schneller ist es definitiv online zu beantragen. Das Formular zur entsprechenden Beantragung der Förderung / Subvention führt Sie durch den gesamten Prozess und weist darauf hin welche Dokumente und Unterlagen mit dem Antrag eingereicht werden müssen. Somit war der Ablauf überschaubar, -  innerhalb von einer Stunde habe ich den Förderungsantrag digital unterschrieben und an das Gobierno de Canarias übermittelt.

Durch die Digitalisierung ist der Zugang zur Verwaltung und die Nutzung von Verwaltungsangeboten wesentlich einfacher und die Qualität und Effizienz von Behörden nimmt dementsprechend stetig zu. Sicher wird es auch hier und da negative Beispiele im „Beamtenapparat“ geben, Ausnahmen bestätigen bekanntlich immer die Regeln.

Spanien / Gran Canaria wird wohl auch weiterhin in Fragen der Digitalisierung voranschreiten, da können und müssen viele Länder ordentlich aufholen. Auch dies ist ein wesentlicher Grund warum sich immer mehr Menschen für ein Leben auf unserer schönen Kanareninsel Gran Canaria entscheiden. Viele verdienen ihren Lebensunterhalt mit der Arbeit im Internet, dazu unser fantastisches Ganzjahresklima, der Atlantische Ozean und die gute Anbindung an viele Destinationen in Europa und darüberhinaus.

Ich hoffe Sie haben nützliche Informationen gefunden. Bleiben Sie gesund, munter und immer optimistisch!

Viele Grüße von Gran Canaria,

Kai Derichs

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